Erweiterung der Laguna in Aßlar – Prestige geht vor Vernunft

Das Freizeitbad „Laguna“ soll für 2,6 Mio. Euro erweitert und saniert werden. Dies ist aus unserer Sicht gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Aßlar unverantwortlich. Der Stadtverordnete Michael Rau (Grüne) hat am 26. März 2012 in der Stadtverordnetenversammlung hierzu deutlich Stellung genommen. Sein Redebeitrag ist in Auszügen und mit Kommentaren nachfolgend zu lesen.

„Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Damen und  Herren!

Ja, …die Laguna. Sie ist ein schwieriges Thema und wird es auch in absehbarer Zukunft bleiben!

Wir Grünen betrachten die Laguna offenbar aus einer anderen Perspektive als die Mehrheit dieses Hauses und kommen somit auch zu einer anderen Einschätzung und wohlbegründeten Position, die es gleichwohl zu respektieren gilt. Der Sache wenig dienliche sind solche Äußerungen zu unserer Position (die vor, während und nach der einen oder anderen Sitzung zu vernehemen waren), wie die , dass Kinder künftig in der Dill schwimmen müssten. […]

Unsere grundsätzlich andere Einstellung zur Laguna zeigt sich sehr gut im Vergleich mit dem dem Arbeitskreis Laguna vorgestellten Papier der drei angedachten Lösungskonzepte. In diesem Papier wird die Laguna unter anderem verglichen mit der Taunus-Therme, mit der Kurhessentherme in Kassel oder der Toskana Therme in Bad Orb. Aßlar ist aber eine relativ kleine Stadt. Vergleiche mit Frankfurt oder Kassel sind unangebracht. Aßlar ist auch kein Oberzentrum wie Wetzlar. [Für den nächsten Satz erhielt Michael Rau, wie auch in der Wetzlarer Neuen Zeitung nachzulesen war, eine Rüge vom Stadtverordnetenvorsteher. Daher ist er hier nur in veränderter Form zu lesen.] Diese Überheblichkeit wollen wir Grüne uns nicht zu eigen machen. Wir plädieren dafür auf dem Boden der Realitität zu bleiben!

Liest man das vorgelegte Konzept aufmerksam, so stellt man fest, dass es natürlich von Beginn an auf Lösungsvariante 3 (Sanierung von Innen- u. Außensolebecken plus Erweiterungsbau) zugeschnitten ist. Dies manifestiert sich in den angestellten Vergleichen und in der Darstellungsweise der Zahlen. Man muss sich nämlich immer Fragen, wer legt aus welchem Interesse welches Konzept vor. Und selbstredend will die durchaus sehr engagierte Betriebsleitung, die das Konzept erarbeitet hat, keine Verkleinerung, sondern gerne eine Erweiterung des Bades. Dies  ist aus deren Sicht auch verständlich. Doch wir Stadtverordnete müssen uns fragen, ist dies auch gerade gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt wirklich verantwortbar. Wir Grüne meinen dies ist nicht der Fall!

Finanzpolitisch ist das Vorhaben geradezu grotesk. Es wurde vom Bürgermeister mehrfach betont, dass wir (die Stadt) derzeit noch alte Darlehen für die Laguna bedienen müssen. Zudem werden 825 000 Euro Verlust für den laufenden Betrieb in 2012 veranschlagt. Und jetzt sollen noch zusätzlich 2,6 Mio. Euro aufgenommen werden. Wobei in die zahlreichen Umbauten der Laguna ohnehin schon reichliche Steuergelder der Aßlarer Bürger und Bürgerinnen geflossen sind. Also, ich wiederhole: 825 000 Verlust, Bedienung von Altschulden der Laguna, Aufnahme eines neuen Kredites von 2,6 Mio.Euro.  Da sagen wir Grüne: mit uns nicht!

Zumal die Zahlen, auf denen das Konzept zum Teil beruht, notwendigerweise unwägbar sind. Keiner kann genau sagen, ob nach der Erweiterung der Laguna tatsächlich 10 oder 12 oder vielleicht nur 5 Gäste pro Tag mehr kommen. Versprochen worden ist in der Vergangenheit hinsichtlich der Laguna schon so manches[…]. Weiterhin sind in dem Konzept die Folgekosten, die ein Erweiterungsbau nach sich zieht, nur unzureichend aufgeschlüsselt (weitere Kosten für Unterhalt und Reparatur des Gebäudes, der neuen Technik, evtl. zusätzliches Personal, zusätzlicher Verbrauch sonstiger Mittel etc.) Da kann noch so maches negativ zu Buche schlagen.

Es wurde immer wieder angemahnt, die Laguna solle doch nicht nur unter betriebswirtschaftlichen, sondern auch unter sozialen Aspekten betrachtet werden. Angeführt wurden diesbezüglich als Schlagworte das Schulschwimmen, die Nutzung durch den DLRG und die allgemeine Erhöhung der Lebensqualität. Wir Grüne sind natürlich ausdrücklich für das Schulschwimmen und haben auch rein überhaupt nichts gegen die DLRG. Beide Gruppen schwimmen aber weder in der angedachten Saline oder Textil-Sauna noch im Solebecken herum. Weder Schüler noch Verein brauchen den Erweiterungsbau!

Hinsichtlich der Erhöhung der Lebensqualität fragt sich: Lebensqualität für wen? Schon derzeit fahren sehr viele Aßlarer Bürger und Bürgerinnen zum Schwimmen in andere Bäder wie Ehringshausen, Waldgirmes oder Dillenburg, weil die Eintrittspreisgestaltung der Laguna von ihnen als unsozial empfunden wird. Weder der Durchnittsverdiener geschweige denn der Geringverdiener mit Familie kann sich den Besuch der Laguna des Öfteren leisten. Zwar liegt das Einzugsgebiet der Laguna im Umkreis von 70 Kilometern, doch nur ein Teil der Aßlarer Bürger selbst, die sie aber alle finanzieren, können das Bad auch regelmäßig nutzen. Soviel zum sozialen Aspekt! Dass der Wirtschaftsstandort Aßlar durch die Ausführung der Variante 3 gestärkt wird, ist ebenso sehr fraglich. Sehen Sie denn die weit angereisten, zahlungskräftigen Badegäste, die im Anschluss an den Besuch der „einzigartigen“ Laguna, mit vollen Einkaufstüten durch die Shopping-Mall Walbergraben ziehen? Ich nicht!

Sollte nun, wie zu erwarten ist, gleich mehrheitlich für die Lösungsvariante 3 gestimmt werden, so fordern wir Grüne zu beantragen, uns zukünftig Bad Aßlar nennen zu dürfen!

Ich danke für die Aufmerksamkeit (und die Zwischenrufen).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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